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Als Illegaler auf einer der berüchtigsten Transitrouten durch Afrika nach Europa. (GS) Der Autor macht sich anonym auf den Weg, um hautnah die Umstände der langen Reise von zigtausenden Asylanten, die ins gelobte Europa kommen möchten, am eigenen Leib zu erfahren. Startpunkt ist Dakar im Senegal, dann geht es durch Mali und den Niger an die Grenze zu Libyen. Wer bis dorthin kommt, wurde bereits x-mal ausgeraubt, geschlagen, gedemütigt, hauptsächlich durch Polizei oder Militär. Um aber nach Libyen geschmuggelt zu werden, braucht man wieder Geld, von dem man nicht weiß, wie man es verdienen soll. Schafft man es trotzdem irgendwie, steht man am Strand in Libyen vor dem gleichen Problem, denn eine Überfahrt in den abgewrackten Holzbooten nach Italien kostet abermals Geld, außerdem riskiert man sein Leben. Landet man dann doch auf der italienischen Insel Lampedusa, hat man noch gar nichts gewonnen, denn als Illegaler wird man mit hoher Wahrscheinlichkeit zurück nach Libyen abgeschoben, wo man erst einmal für unbestimmte Zeit im Gefängnis verschwindet. Nur ein winziger Prozentsatz kommt aus dem Auffanglager in Lampedusa heraus und taucht dann sofort in die Schwarzarbeit ab, was gleichbedeutend mit Untergrund ist. Aber auch in Lampedusa, also in Europa, ist die Behandlung dieser geschundenen Menschen entsetzlich. Auch hier setzt es Schläge, Demütigungen, Essensentzug. Fabrizio Gatti, angesehener Journalist von "Corriere della Sera" und "Espresso", hat bereits früher unter falschem Namen als illegaler Erntehelfer, in Obdachlosenquartieren, in einer Strafanstalt und im Mafia- und Drogenmilieu gelebt und recherchiert. Neben dem Europäischen Journalistenpreis 2007 erhielt er für "Bilal" 2008 den Premio Terzani. Gatti schildert die katastrophalen und menschenunwürdigen Zustände auf dieser Transitroute derart eindringlich, dass einem dieser Bericht nicht nur unter die Haut, sondern auch nicht mehr aus dem Kopf geht. Das Buch müsste eigentlich eine Pflichtlektüre für alle Europäer sein. - Empfehlenswert, aber keine Abendlektüre. *bn* Hertwiga Kröss |